Iserlohn. (tg) Der alte Meister ist auch der neue: Die ERG Iserlohn siegte auch im zweiten Spiel in der Herringer Glückauf-Arena mit 2:1 und... ERG Iserlohn feiert seinen 8. Meistertitel
Die ERGI Cracks feiern den Titel - © by Tim Graumann

Die ERGI Cracks feiern den Titel – © by Tim Graumann

Iserlohn. (tg) Der alte Meister ist auch der neue: Die ERG Iserlohn siegte auch im zweiten Spiel in der Herringer Glückauf-Arena mit 2:1 und behält damit seinen Platz auf dem deutschen Rollhockey-Thron. Der Sportklub Germania dagegen muss sich nun ernsthaft mit seinem Finaltrauma auseinandersetzen, denn es war der vierte nationale Titel in Folge, den sie trotz des Vorteils in eigener Halle nicht erringen konnten. Während also einmal mehr der Gast feierte, gab es hängende Köpfe bei den Hausherren, die sich für die Serie 2016/17 überdies nach einem neuen Trainer umschauen müssen: Hans-Werner Meier gab noch vor der Siegerehrung seinen Abschied bekannt.

SK Germania Herringen – ERG Iserlohn 1:2 (0:0) Play-off-Stand: 0:2

Herringen war zu Erfolg verdammt, Iserlohn konnte – dank des Sieges im ersten Spiel – die zunächst einmal abwarten, was die Hausherren in petto hatten. Und dies war, gemessen an dem Angriffswirbel, den die Germanen gerne in der Startphase dem eigenen Publikum präsentieren, nicht viel. Zu sehr waren die Gastgeber darauf bedacht, nicht in einen Konter zu laufen und die Situation mit einem frühen Gegentor noch zu verschärfen.

Taktik war also zunächst Trumpf, beide Seiten belauerten sich mit großer Geduld, um bei kleinsten Nachlässigkeiten sofort zuschlagen zu können. Die besseren Gelegenheiten dazu boten sich in der ersten Hälfe schließlich dem Sportklub, doch die Iserlohner konnten sich einmal mehr auf ihren Schlussmann Patrick Glowka verlassen, der in der elften Minute im Penalty-Duell gegen Robin Schulz kühlen Kopf behielt. Im weiteren Verlauf stand ihm dann das Glück zur Seite, als Kevin Karschau zweimal das Gestänge traf (15./21.).

Auf der Gegenseite versuchte es der Titelverteidiger vornehmlich mit Schüssen aus der Distanz, wobei vor dem SKG-Tor immer ein Akteur stand und auf Abpraller wartete. Diese Methode entpuppte sich indes als zu wenig erfolgsversprechend, um in die Nähe des Führungstreffers zu kommen. Also hieß es – wie in Spiel 1 – nach 25 Minuten noch 0:0.

Mit dem Wiederanpfiff änderte sich noch nichts, das starre taktische Gerüst beider Mannschaften wurde aufrecht erhalten, was zwar die Spannung hielt, den gut 500 Zuschauern, die ihre Farben begeistert anfeuerten, aber nur wenig Torszenen bot. Und dann zappelte die Kugel plötzlich im Tornetz der Hausherren: Andre Costa hatte abgezogen, Kai Milewski die Kugel unhaltbar für SGK-Torwart Timo Tegethoff abgefälscht – allerdings regelwidrig mit dem Fuß, weshalb die beiden guten Unparteiischen Daniel Loewe und Sascha Goldhausen den Treffer auf zurecht nicht anerkannten (33.).

Der vermeintliche Führungstreffer der Iserlohner rüttelte indes die Germanen dennoch wach genug, um eine knappe Viertelstunde vor dem Ende das Tempo gehörig anzuziehen. Und tatsächlich, angesichts der plötzlichen Verschärfung kam die ERG-Abwehr ins Wanken, Patrick Glowka musste gegen Kevin Karschau erneut das Glück bemühen (34./Latte) und kurz darauf Kopf und Kragen riskieren (35.).

Auch den Strafstoß von Stefan Gürtler, der nach blauer Karte gegen Jorge Fonseca an den Punkt treten durfte (37.), war sichere Beute für den Nationalkeeper, der in Unterzahl dann aber doch hinter sich greifen musste: Lucas Karschau war von Robin Schulz mustergültig bedient worden, der aus kurzer Distanz zum 1:0 einschob (38.).

Vorteil Herringen, die Zeichen standen – mal wieder – auf drittes Spiel. Und in dem wäre just Jorge Fonseca aufgrund seiner dritten blauen Karten gesperrt.

Ob dies nun den Ausschlag dafür gab, dass nun auch ein Ruck durchs Iserlohner Team ging, oder der Rückstand alleine die Kräfte entfesselte, die nun freigesetzt wurden, war am Ende einerlei. Herringen jedenfalls machte einmal mehr den Fehler, nach der Führung nun auf bedingungslose Offensive zu setzten – und fing sich folglich schon drei Minuten nach der Führung wieder den Ausgleich ein. Und dabei ging nun auch endlich die ERG-Taktik voll und ganz auf: Sergio Pereira hatte von der Mittellinie abgezogen, Timo Tegethoff konnte nur kurz abwehren, sodass der Ball genau auf den Schläger von Nils Hilbertz fiel, der blitzschnell reagierte und einnetzte (41.).

Alles wieder offen also – und dazu noch ein Nervenspiel allererster Güte, da beide Teams inzwischen neun Teamfouls auf ihrem Konto hatten. Fünf Minuten schwebte dieses Damoklesschwert über den Köpfen der Spieler, dann wusste sich Stefan Gürtler gegen Jorge Fonseca nur noch mit einem Foul zu helfen – Strafstoß für Iserlohn. Und dies war ein Fall für Andre Costa.

Der legte sich die Kugel in aller Ruhe zurecht und lief dann nach Freigabe zunächst weit nach rechts, um dann plötzlich in die Mitte zu ziehen und Timo Tegethoff die Kugel unter dem Arm hindurch zum 2:1 in Tor zu schieben (46.). Nun also wieder Vorteil Iserlohn, die erfolgreiche Titelverteidigung war nur noch 250 Sekunden entfernt.

Doch es sollten 250 überaus spannende Sekunden werden, denn Herringen steckte natürlich noch nicht auf und warf alles nach vorne. Nun war es Lucas Karschau, der völlig frei stehend den Ball nicht an Patrick Glowka vorbeibekam (46.). Und dann lies sich auf das 10. Iserlohner Teamfoul nicht mehr vermeiden, wenngleich die Situation auf den Rängen zunächst nicht ganz klar war: Im Laufduell hielt Kai Milewski den regelwidrig den Stock von Lucas Karschau fest, was Daniel Loewe auf erkannte, und abpfiff. Danach zog Lucas Karschau dem Iserlohner jedoch noch die Beine weg, was wiederum Sascha Goldhausen aufmerksam registrierte. Die Folge: Teamfoul Nr. 10 für Iserlohn, blaue Karte gegen den Herringer Kapitän – und Strafstoß in Unterzahl für die Hausherren.
Kevin Karschau übernahm die Verantwortung, doch auch er fand seinen Meister in Patrick Glowka (48.), sodass Iserlohn nun in Überzahl den Sack hätte zumachen können. Doch die Germanen stemmten sich mit aller Macht gegen die ERG-Angriffe und hielten den Ball weit vom eigenen Tor fern. Einzig Sergio Pereira gelang eine gute Minute vor dem Abpfiff ein Durchbruch, blieb aber an Timo Tegethoff hängen. Der verließ schließlich für die letzten 20 Sekunden sein Tor, doch Herringen brachte keinen Schuss mehr zustande – der Pott bleit für ein weiteres Jahr in Iserlohn.

Hans-Werner Meier (Trainer SKG Herringen): „Was soll ich sagen? Wir haben wieder drei Strafstöße nicht verwerten können, was in einem Finale natürlich schon sehr entscheidend ist. Iserlohn hatte aber nicht nur den besseren Torwart, sondern hat auch variantenreicher gespielt – und somit verdient gewonnen. Dazu meine herzlichen Glückwünsche. Für mich war es mein letztes Spiel als Trainer von Herringen.“

Jens Behrendt (Trainer ERG Iserlohn): „Das ist der Lohn für ein Jahr harte und nicht immer ganz leichte Arbeit. Denn als neuer Trainer muss man ja immer erst einmal die Köpfe und Herzen der Spieler erreichen. Was die Jungs über die ganze Play-off-Serie an mentaler Stärke gezeigt haben, war einsame Spitze. Auch heute haben sie sich trotz Rückstandes nicht aus dem Konzept bringen lassen und letztlich den größeren Willen, hier zu gewinnen. Nun werden wir den Titel natürlich kräftig feiern!“

SK Germania Herringen: T. Tegethoff, B. Coelho; K. Karschau, Li. Hages, S. Gürtler, J. Klein, R. Schulz, L. Karschau, Lu. Hages. – ERG Iserlohn: P. Glowka, T. Sato; C. Nunez, K. Milewski, N. Hilbertz (1), C. Hegener, J. Fonseca, S. Pereira, T. Henke, A. Costa. – Schiedsrichter: D. Loewe / S. Goldhausen.
Torfolge: 1:0 (38./Überzahl) L. Karschau, 1:1 (41.) N. Hilbertz, 1:2 (46./Direkter) A. Costa. – Zeitstrafen: SKG 2 min (L. Karschau/48.) – ERG 2 min (J. Fonseca/37.) – Teamfouls: SKG 13 – ERG 10.

Redaktion

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